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Brief vom 16. Juni 2014
Ich habe es gesehen, was du mir gezeigt hast, über die Kameras hat man es auch gesehen, so waren flugs zwei Aufpasser da.
Es geschieht immer wieder, dass Mädchen in deiner Altersklasse bei mir andeuten, dass sie über das reden wollen, was ihnen passiert ist. Über das Unheimliche dabei und wie viel Angst und Hilflosigkeit das bei ihnen hervorgerufen hat. Man kommt sich schmutzig dabei vor, beschmutzt und gebraucht, anschließend wird man einfach wieder weggeschoben und allein gelassen.
Nur es gibt einige Schwierigkeiten, wollten wir darüber reden. Du wirst gar nicht mit mir reden dürfen, die Streitereien zwischen links und rechts ufern immer weiter aus. Wir bräuchten aber Zeit, niemand weiß vorher, wie viel wir brauchen, wenn wir uns in Ruhe und mit aller gebotenen Behutsamkeit darüber unterhalten wollen. Bei solchen Dingen hilft Reden am meisten, es immer wieder zu erzählen, es kann damit etwas von seinem Schrecken verlieren. Aber nach kurzer Zeit sind längst rechte Beamte aufgetaucht und verjagen dich, denn Dinge dieser Art können nur betrieben werden, wenn man alle dabei zum Schweigen zwingen kann.
Mir können die Beamten nichts anhaben, also werden sie sich anschließend an dich halten. Sie werden unangenehm werden, zwar nicht mehr gewalttätig, aber sie werden dir Angst machen. Du hast dann dein Schweigen gebrochen und darüber auch noch mit der linken Seite geredet, dafür werden sie dich bestrafen wollen. Und du kannst ihnen nicht widerstehen, denn du bist darauf gedrillt, ihnen zu gehorchen.
Und schweigend in den Arm nehmen kann ich auch nicht, du bist minderjährig, die Beamten würden sich sofort auf mich stürzen, sie sind ohnehin verzweifelt am Suchen, was sie mir anhängen könnten.
Es wäre also reiner Zufall, fänden wir eine Möglichkeit, vorsichtig und mit ausreichender Zeit darüber zu sprechen. Ich bemühe mich, dass auch weibliche Wesen nach links kommen. Sie wären dann in der Lage, wesentlich unauffälliger mit dir darüber zu reden. Und du würdest auch viel Verständnis finden, denn passiert ist es fast allen Frauen. Aber ein Wechsel nach links dauert, alle haben sie Angst, große Angst.
Wir wissen darum, dass zutiefst verletzte Seelen über ihren Schrecken reden wollen, aber wir können im Augenblick nichts dafür unternehmen. Wir sind wie die Teufel hinterher, dem wenigstens Einhalt zu gebieten, aber auch das ist schon schwierig genug. Wir sind für solche Dinge zu wenige, im Rechtsland brennt es an allen Ecken und Enden und wir können nicht überall gleichzeitig löschen.
Aber ich spiele auf Zeit, die Dinge ändern sich inzwischen immer rascher und nicht zum Schlechteren.
Mit herzlichen Grüßen